Was gibt deinem Leben einen Sinn?

Viktor Frankl hat schwierige Herausforderungen überlebt, er hat das Konzentrationslager überlebt. Er hat die schwersten Stunden seines Leidens ertragen können, weil er stets einen Sinn finden konnte, für den es sich lohnte weiter zu machen. Diese Einstellung ist mir vor allem in der jetzigen Zeit eine Inspiration. Nun aber zum heutigen Blogartikel, der fernab von Corona entstand, nun aber auch sehr gut dazu passt. Enjoy!

„Wer um einen Sinn seines Lebens weiß,
dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu,
äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.“
(V.Frankl)

Unglücklich ohne Grund?

Katie kam zu mir in die Praxis und sagte: „Ich bin unglücklich.“ Auf meine Nachfrage antwortete sie: „Es gibt keinen wirklichen Grund dafür! Ich habe den Job, den ich immer haben wollte und lebe in einer wunderschönen Wohnung in meiner Lieblingsstadt!“

Von der Reise, auf der ich sie zu mehr Lebensfreude, Antrieb und Erfüllung begleitete, möchte ich euch gerne erzählen.

Katie war ein sehr ängstlicher Mensch und tat sich schwer Entscheidungen zu treffen. Im ersten Coaching konnte Katie feststellen, dass sie alles, was Angst oder Unwohlsein auslöste, um jeden Preis vermeiden wollte! Um in ihrer Komfortzone zu bleiben, ging sie Konflikten grundsätzlich aus dem Weg, wich sportlich anstrengenden Aktivitäten aus, suchte sich keine neuen Hobbys oder Freundschaften und ließ sich sehr leicht durch kleine Störungen von ihren Zielen ablenken. Eigentlich hatte sie den Job, den sie unbedingt haben wollte und für den sie zurück nach Deutschland gekommen war. Ihr traumhaftes Auslandsjahr in Südamerika war kaum zu erinnern und sie konnte im kalten Deutschland wenig mit sich anfangen. „Weißt du“, sagte sie bedrückt „ich bin erst so kurz in meinem Job und habe Südamerika dafür aufgegeben. Ich könnte mich für den Umweltschutz einsetzen, aber ich bin total erschöpft und weiß gar nicht mehr, warum ich nicht in Südamerika geblieben bin. Dort war ich wirklich glücklich!“

 

Big Five for Life

Big-Five-For-Life-Reise-nach-innen-NLP-Zentrum-MuenchenKatie hatte nach unserer ersten Sitzung als Hausaufgabe das Buch „The big Five for life“ von John Strelecky gelesen. Sowohl NLP als auch Strelecky positionieren sich ganz klar zu Werten und Zielen. Ohne diese würden wir im Leben planlos umher geschubst und jemand anders würde am Steuer unseres Buses sitzen (eine Metapher von Richard Bandler, einem der NLP Begründer).

In den nächsten beiden Sitzungen hat sich Katie ganz intensiv mit ihren Werten und Zielen auseinandergesetzt. Das war eine sehr berührende Arbeit für sie. Es war ihr wirklich ernst damit, ihren Zweck der Existenz (John Strelecky) herauszufinden und sie verstand auch, dass es nicht darum ging das zu leben, was ANDERE sich für sie wünschten. Sie definierte 5 starke Ziele, die sie verfolgen wollte und die ihr Kraft gaben. Aber bevor ich euch am wichtigsten Moment unserer Arbeit teilhaben lasse, gebe ich euch noch etwas Hintergrundwissen zum Thema Lebenssinn bzw. Zweck der Existenz.

 

Für etwas brennen oder ausbrennen?

Der bekannte Autor, Dr. Rüdiger Dahlke, sagt, je weniger wir für das brennen, was wir tun, desto eher brennen wir aus oder verbrennen an dem, was wir tun. So kann ein ganz normaler (Arbeits)Tag für uns unglaublich erschöpfend sein, auch wenn wir kaum etwas gemacht haben. Wenn wir den Sinn für das spüren, was wir tun, sind wir weniger gefährdet Burn Out oder Depressionen zu bekommen.  Interessant ist das Wörtchen „für“. Im NLP unterscheiden wir nämlich auch zwischen Weg-Von und Hin-Zu Motivation. Mit seinem eigenen Lebenssinn in Kontakt zu stehen, erzeugt eine starke Anziehungskraft von vorne, also ein Hin-Zu. Der Lebenssinn ist dann das attraktive Ziel, für das es sich zu Leben lohnt. Das Gegenteil davon wäre, sich auf die Vermeidung dessen auszurichten, was wir nicht wollen. Dann liegt der Fokus auf dem Weg-Von: weg von schlechten Gefühlen, unangenehmen Tätigkeiten, Menschen oder Aufgaben usw. Was vermieden werden soll, ist klar! Aber in welche Richtung soll es überhaupt gehen? Es gibt viele Menschen, die jammern und sehr viel Zeit damit verbringen darüber zu sprechen, was sie nicht (mehr) in ihrem Leben haben wollen. Worauf richten diese ihre Aufmerksamkeit? Fragen wir diese Menschen: „Was hättest du denn gerne stattdessen?“ löst das oft mehr Irritation aus als die erwartete positive Antwort.

Weg von Negativem heißt also nicht automatisch hin zu Positivem, richtig? Wenn wir die neuen Schuhe nicht tragen, weil wir Angst haben, dass sie schmutzig werden, wird uns das wahrscheinlich nicht glücklich machen. Das Abwehren des Negativen bindet in dem Fall die Aufmerksamkeit. Damit ist aber noch nicht gesagt, wo die Reise hinginge, wenn das Abwehren beendet wäre. Wohin wollen wir eigentlich? Und wie sollen wir dorthin kommen, wenn nicht klar ist, wo das überhaupt ist?

 

Wenn es Sinn ergibt…

Ein wahrer Meister in puncto Lebenssinn war der österreichische Psychotherapeut Viktor Frankl, dessen Logotherapie in Österreich eine von den Krankenkassen anerkannte Therapieform ist. Frankl fand heraus, dass Menschen, die einen bedeutsamen Grund für ihr Überleben vor Augen hatten, den Holocaust eher überlebten als die Menschen, die keinen Sinn an einem Weiterleben sahen. Die Ausrichtung auf eine Lebensaufgabe hilft uns, wenn es uns schlecht geht, in schwierigen Situationen oder, wenn wir leiden. Der Lebenssinn trägt uns in eine Zukunft, für die es sich zu leben lohnt, weil er überall in ihr zu finden ist und sie damit ausfüllt. Frankl selbst hatte den starken Willen das Konzentrationslager zu überleben, um sein Buch mit wichtigem Wissen für die Menschen zu veröffentlichen. In todesnahen Situationen stellte er sich vor, dass er irgendwann einen Vortrag über all das Überlebte halten würde und Menschen damit helfen könnte.

 

Woher kommt der Sinn?

Frankl wusste aus tiefstem Herzen wofür er sein Leid ertrug. Sein Lebenssinn oder Zweck der Existenz war, anderen dabei zu helfen, den Sinn ihres Lebens zu finden. Aber wie finden wir diesen Sinn für uns?

Zweck-der-Existenz-Reise-nach-innen-NLP-Zentrum-MuenchenFrüher wurde der Sinn des Lebens von der Gesellschaft vorgegeben – z.B. den Bauernhof der Eltern übernehmen, einen Lebenspartner finden und eine Großfamilie versorgen. Allgemein verbindliche Werte wurden streng vorgegeben und gaben den Menschen eine klare (wenn auch eng gestrickte) Ausrichtung. Langsam begann die Gesellschaft sich zu wandeln, die Grundbedürfnisse waren erfüllt. Die Menschen wurden freier, ihre Werte selbst zu bestimmen und begannen sich nach Leistungsoptimierung, mehr Geld, Luxus und technischem Fortschritt auszurichten. Aber was, wenn all das uns nicht glücklich macht? Wonach richten wir uns dann aus?

Wenn übertragene Werte wegfallen und die in der Gesellschaft angebotenen auch nicht zu uns passen, kann die fehlende Sinngebung uns in eine Sinnlosigkeit führen!

Das Umfeld kann den Lebenssinn also nicht mehr für uns finden – das kann jeder Mensch nur für sich selbst tun. „Auf jeden Menschen wartet ein anderer Sinn“, sagte Frankl. Ob wir beginnen den einen großen Sinn oder den Sinn in kleinen Dingen zu finden, macht keinen Unterschied. Dass wir das tun, schon!

Kennst du den Spruch „Wer weiß wofür es gut ist“? Mit 100%iger Sicherheit weiß wahrscheinlich niemand wofür irgendetwas gut ist, aber die Entscheidung das Sinnhafte in etwas zu suchen, macht uns vom Opfer unseres Schicksals zum Gestalter unseres Lebens.

 

Sinn auf allen Ebenen

Neurologische Ebenen der Veraenderung NLP Zentrum Berlin MuenchenIm NLP nutzen wir für Veränderungsarbeit das Modell der (6) neurologischen Ebenen, deren höchste Ebene die spirituelle ist. Dort sind auch die Verbundenheit mit den Menschen und der Welt, die eigene Vision und Mission angesiedelt. Aus NLP Sicht bestand Frankls „Sinn“ aus einer klaren Vision und Mission – nämlich den Menschen dabei zu helfen ihren Sinn zu finden. Frankl hatte aber nicht nur seine Vision, er leitete davon auch seine Identität, also sein Selbstbild ab (was er über sich dachte). Er hatte dazu die passenden Werte, Glaubenssätze sowie Fähigkeiten, wovon sich sein Verhalten in den unterschiedlichsten Kontexten bestimmen ließ.

Wollen wir von Frankl lernen, machen wir uns nicht nur auf die Suche nach unserem Zweck der Existenz, sondern stellen uns auch Fragen wie: „Zu welchem Menschen macht mich das? Was ist mir als dieser Mensch, mit diesem Sinn wichtig? Und mit all dem, was mache ich jetzt anders als zuvor? Und wo will ich das bewusst einsetzen?“ Menschen, die all diese Ebenen in Bezug auf eine Sache miteinander verbinden, wirken unglaublich authentisch und kraftvoll.

Wenn wir den einen Sinn aber noch nicht gefunden haben, könnte genau das unsere Mission sein: ihn zu finden (oder uns einen zu geben), denn es gibt ihn – das war Frankls Überzeugung. Das Leben meint es gut mit uns. Und bis wir den einen Sinn gefunden haben, können wir so vielen alltäglichen Situationen wie möglich positive Bedeutung und Sinnhaftigkeit geben. (Aus Sicht des Konstruktivismus gibt es keine Wahrheit, alles ist konstruiert und Bedeutung IST nicht, sondern wird gegeben.) Wir können ALLEM eine positive Bedeutung geben, auch uns selbst – auch wenn es etwas Training braucht, aber am allermeisten ist es tatsächlich eine Entscheidung (genauso wie etwas eine negative Bedeutung oder keine Bedeutung zu geben). Und im Fall von Katie, naja, lies selbst:

 

Weise und dankbar im Schaukelstuhl

Wir waren gerade an dem Punkt des Coachings angelangt, an dem Katie ihre Augen schloss und sich auf eine sehr lange innere Reise machte. Sie reiste in die Zukunft zu dem Zeitpunkt, wo sie kurz vor ihrem Lebensende im Schaukelstuhl mit einer weißen, flauschigen Kuscheldecke vor dem Kamin saß und friedlich hin und her wippte: „Ich bin eine sehr alte, zufriedene, weise Frau. Es fühlt sich total schön an. Ich trage eine starke Gewissheit in mir, meine Lebensaufgabe erfüllt zu haben. Wenn ich so die irdische Welt verlassen müsste, wäre ich einfach nur erfüllt von tiefer Dankbarkeit. Bis zuletzt habe ich mit vollstem Herzen dazu beigetragen die Natur zu schützen und unseren Planeten zu retten. Ich habe mein Leben ganz danach ausgerichtet – auch meine Freunde und mein Lebenspartner verfolgten die gleiche Vision wie ich. Gemeinsam waren und sind wir seit vielen Jahren stark und durch unsere Mission verbunden. Es waren und sind unzählige großherzige Menschen daran beteiligt. Es ist wundervoll! Ich bin so dankbar für die Gemeinschaft und die Organisation, die wir gegründet haben, die mutigen Aktionen, die Vorträge, die wir dazu gehalten haben sowie den Kampf für das Gute!“ Ich sah wie selig Katies Gesicht aussah und sie sprach weiter: „Ich weiß aus vollem Herzen, dass meine Arbeit in all dem weiterleben wird, was ich hinterlasse! Ich empfinde Dankbarkeit und Segen. Ich fühle tiefen Sinn und eine Art Ehrfurcht.“ Katie deutete mit ihrer Hand auf den Bereich ihres Oberkörpers und sagte: „Hier drin fühlt sich alles so frei und weit an. Es ist ganz hell und strahlt in alle Richtungen. Ich bin einfach selig und erfüllt.“ In ihrem inneren Bild wanderte ihr Blick in die Richtung einer ganz besonderen Pflanze neben ihr, einer Spezies für deren Artenschutz sie sich eingesetzt hatte. „Der Weg war nicht immer leicht, aber ich weiß, ich habe meine Lebensaufgabe erfüllt und das wiederum erfüllt mich von ganzem Herzen.“

 

Volle Kraft voraus!

Katie kam langsam von ihrer inneren Reise zurück und öffnete friedlich die Augen. Sie sagte: „Marion, Naturschutz und all das haben mir schon immer viel bedeutet! Aber ich habe nicht darauf geachtet! Jetzt weiß ich tief in mir, dass ich mich komplett darauf ausrichten will! Ich fühle mich gerade so verbunden mit dem, was mir wirklich wichtig ist im Leben!“

Ich frage Katie wie sich die Erkenntnisse unserer Coachings auf ihr Leben auswirken würden. „Sie wirken sich auf alles aus! Mit diesem Wissen kann ich mit schlechten Gefühlen, Ängsten und Herausforderungen viel besser umgehen als zuvor! Meine neue Ausrichtung hilft mir, mich dem zu stellen, was mich vom Weg abbringen will, auch wenn ich Angst habe!“ Katie schmunzelte und meinte dann: „Da suche ich doch lieber das Gespräch mit meiner Kollegin, wenn ich den Eindruck habe, dass etwas zwischen uns steht. Natürlich sind mir solche Gespräche – und noch jede Menge anderer Situationen – unangenehm! Aber das harmonische Miteinander erfordert eben Kommunikation.“ Katie überlegte kurz und ergänzte dann: „Ich merke gerade, dass ich mich sehr viel stärker mit meinen Kollegen verbunden fühle als davor, wenn ich mich solchen Herausforderungen stelle! Ist ja genial!“ Katie freute sich sichtlich. „Aber eigentlich geht es ja um so viel mehr! Es gibt so viel zu tun!“ Ihre Stimme überschlug sich nun ein bisschen und ihre Augen funkelten: „Ich will mir überlegen wie ich meine Abteilung mitreißen kann. Ich will darüber sprechen und meinen Freundeskreis infizieren und gleichdenkende Menschen anziehen! Das wird so viel verändern! Das weiß ich! Ich kam, weil ich unglücklich war, aber jetzt weiß ich, dass das Glück von selbst kommen wird, weil ich mich auf den Weg zu etwas viel Größerem mache! Und jetzt gehe ich los! Das erfüllt mich wirklich! Vielen Dank für deine Hilfe!“

Ich freue mich mit Katie über diese schöne Veränderung in ihrem Leben und fühle selbst tiefen Sinn in mir. Dass ich Reisen wirklich gern begleite, habe ich schon erwähnt, oder?

Von Herzen,
Marion