Als NLP-Coach komme ich natürlich nicht nur persönlich, sondern auch beruflich mit aktuellen Themen in Kontakt. So hat auch Corona Einzug in meine Online-Coachings gehalten. Aufgrund der physischen und sozialen Einschränkungen spüren Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen vermehrt den Druck ihre Angebote so schnell wie möglich online zu bringen. Falls auch du diese Thematik kennst, hast du ja vielleicht Lust dich von meiner Klientin Katrina (Name geändert) inspirieren zu lassen, die die Sache nun mit ganz anderen Augen sehen kann.
Früher war ich Flugbegleiterin. Heute reise ich im Sinne des NLP nicht mehr nur in ferne Länder, sondern ganz umweltfreundlich entweder zu mir selbst oder als Begleiterin für andere. Die Reisen gehen dorthin, wo es so unglaublich viel zu entdecken gibt – in unser Innerstes, von wo die Menschen nach 2h ebenso verändert zurückkehren können, wie nach einem Backpacker Trip in Australien.
Wenn Du Lust hast, erzähle ich Dir von meiner Reise mit Katrina. Ich werde die komplexen Zusammenhänge und Fragen weglassen, damit du als Leser einfach mitreisen und genießen kannst. Schließe nun deinen Sitzgurt, klappe deinen Tisch nach oben und dann kann’s auch schon losgehen…
Leistungsdruck und Online-Stress
Es war Katrinas zweites Online-Coaching und natürlich hatte Corona auch ihre berufliche Welt berührt. Katrinas Herzenswunsch ist es, durch die Verbindung zu den Menschen etwas zu ihrem Wachstum beizutragen. Deshalb findet sie es auch schön, dass ich darüber schreibe und sie damit andere Menschen inspirieren kann.
Zu Beginn unserer Session beschrieb Katrina, wie Corona ihre Leistungsgedanken, die sie schon lange in sich trägt, gerade um ein Vielfaches verstärkte. „Wenn ich sehe, dass Kollegen von mir gemeinsam Angebote ins Internet stellen, löst das große Zweifel in mir aus. Warum schreiben sie mich nicht an? Wollen sie mich nicht dabeihaben? Und dann wird mir bewusst, dass ich einfach in zu wenigen Netzwerken drin bin und alleine bin ich zu schwach. Ich sollte mich in den unterschiedlichen Netzwerken mehr bemerkbar machen, Präsenz zeigen – und zwar so schnell wie möglich, damit mir die andern nicht zuvorkommen!“
Katrina zeigte ihr besorgtes Gesicht auf dem Bildschirm und erzählte weiter: „Marion, das setzt mich richtig unter Druck, wenn ich an all das denke, was zu tun wäre: Facebook, Instagram, Stories, Posts und Gruppen oder was Spannendes auf InstagramLive erzählen, Videos für YouTube, Blogartikel oder Podcast und ein Werbevideo für meine Webseite machen, andere liken und geliked werden, Follower generieren, eine Gruppe ins Leben rufen, meine Webseite für die Suchmaschinen optimieren und AGBs erstellen! Mein Foto ist auch veraltet und die Experten sagen, dass nur ansprechende Fotos Sinn machen – man sollte darauf lachen! Woher soll ich jetzt einen Fotografen nehmen? Ich darf ja nicht mal raus!“ Katrina holte kurz Luft und ergänzte dann: „Außerdem sollte ich mich auf eine Sache ausrichten! Ja genau! Die eine Sache, auf die ich mich spezialisiere!!! Denn nur dann beißen die Kunden an und auch nur dann macht Internetwerbung Sinn! Richtig? Oh Mann, ich sollte echt Werbung schalten, aber halt gezielt, damit sie auch was bringt. Aber für welche Sache? Ich habe die eine Sache noch nicht so klar vor Augen!!!“ Katrina war jetzt etwas aufgebracht und atmete tief durch: „Ich verstehe nicht, warum ich nicht ins Tun komme! Die Zeit läuft und die Konkurrenz schläft nicht! Ich weiß gefühlt schon alles, was wichtig ist, aber ich tue es nicht! Im Gegenteil! Wenn ich mir all das bewusstmache, verfalle ich in eine Starre. Ich kann dann eigentlich gar nichts mehr machen. Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir dann zu allem Überfluss auch noch: ‚Du bist nicht gut genug! Schau wie schlecht du bist! Du kriegst es nicht hin!‘ und dann dreht sich alles bei mir. Ich weiß einfach nicht, wo ich hinwill.“ Katrinas Augen wurden feucht und die Verzweiflung war ihr über den Bildschirm anzusehen.
Der helle Weg
Um Katrina aus ihrem schlechten Zustand heraus und hinein in einen ressourcevollen Zustand zu helfen, fragte ich sie danach, was sie sich stattdessen wünschte:
„Ich wünsche mir ein Licht, das mir sagt wohin ich laufen soll und dass sich der Weg, den ich gehe, angenehm anfühlt und mir mehr Kraft gibt. Auf diesem Weg stehen ganz viele Menschen und lachen und freuen sich. Das gibt mir Selbstbewusstsein und das Gefühl von richtig und gut! Die Menschen danken mir und ich bin verbunden mit meiner Daseinsberechtigung, denn das, was ich mache, bringt die Menschen weiter. Das Licht bringt mich auf den richtigen Weg und ich habe Vertrauen, dass alles gut wird.“
Der Weg, den sie beschrieb, ließ sie in einen guten Zustand kommen, doch der erste Teil des Weges war dunkel. Dort befand sich sehr viel Leistungsdruck und eine Stimme, die ihr dann immer wieder sagte: „Ja krass, jetzt hast du es verpasst!“
Timeline Therapy
Bevor die Geschichte weitergeht, erzähle ich dir kurz von einem der Coaching Tools, die ich bei Katrina angewandt habe. Im NLP arbeiten wir mit einem sehr kraftvollen Tool namens „Timeline“ (Arbeitstimeline), also der inneren Vorstellung des eigenen Lebensweges, auf dem alle Erinnerungen an die Vergangenheit und Vorstellungen der Zukunft gespeichert sind. Wir machen uns den Effekt zu Nutze, dass wir an einem Punkt in der Vergangenheit oder der vorgestellten Zukunft etwas ändern können, was sich positiv auf unsere Gegenwart auswirkt. Im NLP wird diese Timeline meist durch Markierungen auf dem Boden dargestellt, auf denen der Coachee auf und ab läuft.
Tad James und Wyatt Woodsmall haben daraus die Timeline Therapy entwickelt. Dabei schwebt man in Trance innerlich über seiner Timeline (z.B. in einem imaginierten Fluggerät oder einfach selbst fliegend oder schwebend) und kann vergangene und zukünftige Ereignisse von dort oben mit Abstand sehen. Es ist z.B. möglich ganz schnell zurück zu Prägungsereignissen zu fliegen, diese mit Ressourcen positiv aufladen und dadurch Lernerfahrungen zu machen, die den Coachee verändert wieder im Hier und Jetzt landen lassen. Tad James und Wyatt Woodsmall nutzen ihre Therapieform für die Arbeit mit Traumata, zur Veränderung von negativen Erinnerungen und Gefühlen sowie für das Lösen von Phobien.
Besonders hilfreich sind die Features der Timeline Therapy, die zum Ressourcenaufbau genutzt werden können – wie z.B. der Berg der Erkenntnis, der Kelch der Vergebung, die Quelle der Heilung oder ein Besuch beim Höheren Selbst, um nur ein paar davon zu nennen. Lasst uns die Timeline von Katrina näher ansehen und was sie uns verraten hat…
Der fliegende Teppich
Katrina saß auf einem wunderschönen weißen Teppich und schwebte so weit nach oben, dass sie ihre persönliche Timeline bis zurück in ihre Vergangenheit sehen konnte. Sie wollte dorthin Licht bringen, wo der Leistungsdruck herkam. Auf ihrem Teppich sitzend flog sie über ihre Timeline immer weiter in die Vergangenheit. Von dort oben sah sie vergangene Ereignisse größtenteils schematisch, manchmal aber auch ganz klar unter sich auftauchen. Gerade schwebte sie über ihrer Jugend, sah sich selbst eine wichtige Prüfung schreiben und merkte, dass sie auch damals diesen Leistungsdruck schon kannte. Sie flog weiter zurück in ihre Vergangenheit. Ihre Mission war die Suche nach dem prägenden Schlüsselereignis, bei dem der Druck, den sie in der Gegenwart verspürte, das erste Mal aufgetaucht war.
Als sie schon über der Zeitlinie ihrer frühen Kindheit schwebte, tauchte plötzlich unter ihr eine Szene mit einem 4jährigen Mädchen auf. Sie flog näher heran und erkannte sich selbst als kleines Mädchen in einer Ecke sitzen, klein und zusammengekauert, erfüllt von Einsamkeit und Alleinsein.
Niemand war da, um der Kleinen zu helfen. Katrina erzählte mir, dass sie als Kind immer alles alleine schaffen musste und gleichzeitig das Gefühl hatte, es nicht schaffen zu können! Sie sah weiterhin nach unten und erinnerte sich an einige Momente aus dieser Zeit. Sie war als Mädchen oft bei der Oma gewesen, weil ihre Eltern arbeiten mussten. Sie fühlte sich von allen verlassen. Auch die ersten Wochen im Kindergarten konnte sie auf der Timeline sehen. Die waren sehr unangenehm für die Kleine, geprägt von Gedanken wie „Du bist so alleine, niemand passt auf dich auf und hilft dir.“.
Vor der Einsamkeit war Vertrauen
Ich leitete Katrina an, mit ihrem tollen Flugteppich, in die Zeit zu schweben, wo sie diese unangenehmen Gefühle noch nicht kannte. Sie flog noch ein Jahr zurück und war verblüfft, dass sie diese Gefühle damals wirklich noch nicht kannte. „Wow, davor war es ganz anders! Da ist so eine Gewissheit. Ich weiß mit jeder Faser meines Körpers, dass mir absolut nichts passieren kann. Ich bin beschützt. Alles könnte zusammenbrechen, aber mir kann nichts passieren! Da ist Geborgenheit und Sicherheit pur in meinem Herzbereich.“ Sie deutete auf ihren Oberkörper. „Hier in der Mitte sehe ich eine leicht orange Energie und ganz viel Braun, wie ganz starkes Vertrauen. Da ist so viel von dieser Energie, sie dehnt sich aus und fließt nun auch hinunter zur kleinen Vierjährigen. Auch die entspannt sich und bekommt einen wohligen Gesichtsausdruck. Sie nimmt das einfach in sich auf. In ihr ist jetzt ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Sie fühlt sich weniger alleine, weil sie spürt, dass ihre Oma für sie da ist, auch wenn diese gerade den Haushalt macht.“ Katrina schickte von ihrem Teppich aus auch ihrer Oma und ihren (nicht anwesenden) Eltern ganz viel von der Geborgenheit, der Sicherheit und dem Vertrauen. Das Schicken verstärkte wiederum ihr gerade anwachsendes Grundgefühl von „Ich bin bei mir selbst sicher“ und „Die anderen kommen schon zu mir“ noch weiter.
Katrina verstand mehr und mehr, dass sie damals gar nicht allein gelassen wurde. Tatsächlich erforderten die damaligen Umstände, dass sie bei ihrer Oma war, damit ihre Eltern arbeiten gehen konnten. Ihre Familie meinte es zu jeder Zeit gut mit ihr und sorgte für sie. Dass sie bei ihrer Oma war, bedeutete nicht, dass ihr Liebe oder Geborgenheit weggenommen wurden – sie bekam all das sogar noch von einer weiteren Person, nämlich von ihrer Oma! Katrina wurde plötzlich bewusst, dass das auch heute noch so ist. Liebe und Geborgenheit sind an vielen Stellen in ihrem Leben zu finden – bei ihren Eltern, ihren Großeltern, ihrem Freundeskreis, ihrem Partner und – vor allem – bei sich selbst.
Facebook ist mein Freund 🙂
Katrina schwebte mit ihrem Teppich zurück in die Gegenwart und machte eine verblüffende Entdeckung: Als sie an das Facebook und Instagram Logo dachte, sprachen diese plötzlich liebevoll zu ihr: „Wir wollen dir helfen und dich unterstützen. Wir sind dafür da, dich aufzufangen. Du musst dir keine Sorgen machen!“
Sie musste laut loslachen und schüttelte den Kopf! „Die sprechen mit mir!! Aber es fühlt sich wirklich so an, Marion! Das ist genial! Soziale Netzwerke sind Chancen und geben mir Möglichkeiten! Wie cool ist das denn!“
Das einzige, was sie jetzt noch bedrückte, war die innere Autoritätsstimme, die sagte: „War ja klar, dass du das verpasst!“ Als Katrina die Stimme fragte, was sie sich „eigentlich“ für sie wünschte, sagte sie: „weniger Zweifel und dass du mutig bist und dir mehr zutraust!“ Katrina bedankte sich bei der Stimme und bat sie, ihr das auf eine positivere Weise zu sagen, und so wurde die Stimme zum helfenden Buddy, der ihr Antrieb gab und ihr ab sofort sagte „Du kannst es doch. Vertraue dir!“
Sicher und unterstützt von ihrem motivierenden Buddy und ihren neuen Freunden Facebook und Instagram, verließ Katrina das Online-Coaching. Ich bin mir sicher, wir werden noch viele tolle Dinge von ihr online finden.
Was die eine Sache ist, auf die sie sich ausrichtet, das ist wieder eine andere Geschichte…. Und ich freue mich schon darauf, Katrina dabei zu begleiten.
Ich liebe Timeline Therapy. Und ich liebe Reisen, habe ich das schon erwähnt :)?
NLP-Lehrtrainerin & Lehrcoach (DVNLP), Glückscoach
Marion Hödl ist diplomierte Pädagogin und hat langjährige Erfahrung im Bereich Training und Coaching. Als zertifizierte NLP-Lehrtrainerin (DVNLP) vermittelt sie ihren Teilnehmern mit viel Herz, Einfühlungsvermögen und Bezug zum Wesentlichen die Grundlagen des NLP auf eine gut verständliche Weise.